Keine Events mehr verpassen
Biografie
Thomas Wally ist ein in Wien lebender österreichischer Komponist, Violinist und Senior Lecturer für Angewandte Satzlehre, Gehörtraining und Analyse an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Aufführungen seiner Werke erfolgten bislang in Europa, New York, Kanada, Argentinien, im Iran, in Hong Kong und Tokio durch Orchester und Ensembles wie das Tokyo Philharmonic Orchestra, das ORF Radio-Symphonieorchester Wien, das Academy Symphony Orchestra Hong Kong, das Klangforum Wien, PHACE, OENM, Mondrian Ensemble, Ensemble risonanze erranti, Ensemble mise-en, Ensemble STYX, Ensemble Zeitfluss, Ensemble Kontrapunkte, ensemble LUX, Ensemble Platypus, Ensemble Reconsil, Ensemble Wiener Collage, Hugo Wolf-Quartett, die Nouvelle Cuisine Big Band, Studio for New Music Ensemble Moscow, Trio Frühstück, Webern Symphonie Orchester, den Wiener Concert-Verein und das Zalodek Ensemble.
Seine Werke wurden oftmals vom Rundfunk übertragen, so u.a. von Ö1, Kulturradio RBB, Deutschlandfunk Kultur, SRF, France Musique und NHK (Japan). Thomas Wally erhielt für seine kompositorische Arbeit zahlreiche Preise/Stipendien, darunter das Staatsstipendium für Komposition (2009, 2012, 2018), den Helmut Sohmen Kompositionspreis 2009, den outstanding artist award 2010 und den Förderungspreis der Stadt Wien 2012. 2015 gewann er mit seiner Komposition loop fantasy für Orchester den 2. Preis beim Toru Takemitsu Composition Award, 2016 erhielt er einen Theodor Körner Förderpreis für Caprice (VII) ultrajaune sowie den Preis der Stadt Wien. Für den Klavierzyklus cycle: 25 easy pieces (2014-2016) wurde ihm 2020 der Ernst-Krenek-Preis der Stadt Wien verliehen. Im selben Jahr erschien eine Porträt-CD bei col legno, eingespielt vom Mondrian Ensemble im Radiokulturhaus Wien.
Als Geiger ist Thomas Wally einerseits in der zeitgenössischen Musikszene aktiv (unter anderem als Geiger des ensemble LUX), andererseits seit 2002 als Substitut der Wiener Philharmoniker und seit 2001 in der Wiener Staatsoper. Seit Oktober 2021 analysiert Thomas Wally in der Reihe „Neue Musik auf der Couch“ auf Ö1 (Zeit-Ton) einmal pro Monat ein Streichquartett der letzten hundert Jahre.
Thomas Wally absolvierte sein Kompositionsstudium bei Dietmar Schermann, Erich Urbanner, Chaya Czernowin und sein Violine Konzertfachstudium bei Josef Hell an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. 2005/06 studierte er Komposition an der Sibelius-Akatemia Helsinki bei Paavo Heininen.
Werkbeschreibung
Es gibt Kompositionen, deren Gesamterscheinungen sich schwerlich jeweils auf nur eine konkrete Idee als gemeinsamer Nenner reduzieren lassen. So im Fall von Concertino für Violine und Ensemble, einem etwa zwanzigminütigen Werk für Violine und tief besetztes Ensemble. Bei dem Versuch, dieses zu tun, fällt der gemeinsame Nenner etwas unkonkret bzw. oberflächlich aus. Im Fall von Concertino könnte man den (teils hoch-virtuosen) Solopart nennen, dem das (wie schon erwähnt) tief besetzte Ensemble gegenübersteht: Bassflöte, Bassklarinette, Baritonsaxophon, Klavier, Violoncello und Kontrabass.
Mehrere musikalisch-kompositorische Ideen prägen das Werk: 1) Eine aus der Obertonharmonik gewonnene, vom Phänomen des Shepard-Tones inspirierte spiralartige Konstruktion, die den Beginn des Werkes prägt, zunächst als sich nur langsam vorantastende Harmonik, die sich in weiterer Folge immer schneller zu drehen beginnt. 2) Ein über weite Strecken aus extended techniques bestehender Loop-Teil, Musik, die an vorgerückter Stelle nochmals, allerdings ungelooped erklingt. 3) Ein langsamer Abschnitt, geprägt von ineinander verschachtelten Multiphonics und Doppel-Flageoletts, aus denen eine Gesamtharmonik abgeleitet wird und welche als Teppich für einen hoch-expressiven Violinpart dienen. 4) Ein dem Höhepunkt des Werkes zustrebender „wilder Ritt“ der Solo-Violine, dessen zum Teil hoch-virtuose Gestaltung in ständigem Dialog und Austausch mit dem Ensemble steht. Die Harmonik dieses Teils ist, wie die Obertonspirale zu Beginn des Werkes, ebenfalls eine Art sich quasi unendlich in sich selbst drehende Spiralkonstruktion. Der Abstieg nach dem Höhepunkt besteht aus keinen neuen Ideen, sondern aus einer Verschränkung von bislang erklungenen. 5) In der Coda ein Sich-Entfernen der Solostimme und dem restlichen Ensemble; die Violine wandert „nach oben“, das Ensemble dehnt sich „nach unten“ aus. Das Klavier bleibt „in der Mitte“, mit immer wieder neu ausdifferenzierten, glockenartigen Cluster-Klängen.